Interview mit Lutz Issler & Joris Maltha, Daniel Gross (Catalogtree)

Daniel und Joris, Ihr habt im Masterstudiengang an der Kunsthochschule »Werkplaats Typografie« in Arnheim studiert. Mit was habt ihr euch damals beschäftigt?

DG – Joris hat damals Interfaces programmiert, die sich selber organisieren können oder die immer wieder neue Formen annehmen. Und ich hatte ein Buch von Wittgenstein in 3D programmiert.

Wie arbeitet ihr?

DG – Bei uns beginnt es immer mit einer Skizze oder mit einem langen Gespräch. Wir setzen uns eigentlich relativ spät an den Computer. Wenn man sich im Grafikdesign zu früh an den Computer setzt und wenn man vorher nicht gut nachdenkt, sieht man sofort – Das ist in Photoshop gemacht oder das ist in Illustrator gemacht. Und dadurch drücken die Programme der Gestaltung eine Art Stempel auf.

Ihr als technikaffine Gestalter mögt also das analoge Arbeiten?

DG– Das Analoge stößt uns zurück auf die Grenzen des Mediums. Es gibt keine Grenzen des Machbaren aber Grenzen sind gut, weil man sich damit arrangieren muss. Und das ist der Grund, warum wir relativ viele Sachen, wie Holzschnitte oder auch viele Siebdrucke analog machen. Analoges Arbeiten empfinden wir nicht als Beschränkung sondern als eine Bereicherung.

Bei Eurer Arbeit für das Rotterdamer Architekturbüro Monadnock habt ihr sehr intensiv mit dem Computer gearbeitet. Das Logo erscheint jedes Mal neu, insgesamt gibt es 120 Varianten. Wie war eure Zusammenarbeit mit Lutz Issler?

DG– Wir dachten, au ja, das können wir mit Lutz zusammen machen.
JM – I think for both of us, really important about the collaboration with Lutz is that we trust we can do almost anything technical. We can always work together with Lutz. We want to have a logo that is sitting on a page, and it is just a black box and every time when it comes out of the printer it looks diff erent, we call Lutz. We really feel confi dent being in such a close collaboration on those projects.

Gibt es Einschränkungen oder Grenzen bei Eurer gemeinsamen Arbeit?

LI – Wir haben ein ganz gutes Verhältnis zueinander und wissen, was man in einer bestimmten Zeit machen kann. Beschränkungen gibt es bei Informationsverarbeitung immer. Und du hast Grenzen wie Zeit, Raum und Geld.
DG – Das Projekt gehört auch in die Rubrik – Womit verdient ihr kein Geld? Der Auftrag war – Gestaltet ein Erscheinungsbild, aber wir haben recht wenig Geld. Und sie haben zu uns gesagt – Wir haben ein bestimmtes Budget, was ginge damit? Wir haben geantwortet – Also entweder ihr gebt uns viel Geld, dann könnt ihr von uns genau verlangen, was wir machen sollen. Oder ihr gebt uns wenig Geld, und dann machen wir, was wir wollen.

Wie viele Personen seit ihr eigentlich in euren Büros?

DG– Also wir sind zu zweit. Gerade haben wir für drei Tage in der Woche einen Mitarbeiter, und wir haben einen Praktikanten. Aber meistens sind wir nur zu zweit.

Wirkt sich eure Teamgröße auf die Größe eurer Projekte aus?

DG – Ja, weil wir nur zu zweit sind, haben wir häufig keine Zeit für unsere so genannten Sommerprojekte. Die Sommerprojekte sind extrem wichtig für uns, denn wir benutzen diese Experimente, um unser (grafisches) Vokabular weiter zu entwickeln. Das wiederum hilft uns bei neuen, anderen Aufträgen.

Wie viele Leute stehen hinter dir, Lutz?

LI – Die gleiche Anzahl wie bei Catalogtree, zwei bis drei Mann. Wir fragen uns, ob es nicht gut wäre, größer zu werden. Weil man dann viel mehr und viel größere und interessantere Projekte machen könnte. Und weil Größe immer etwas ist, an dem man gemessen wird. Bei Designbüros ist das nicht ganz so relevant, aber im IT-Bereich ist es wichtig.

Warum wachst ihr dann nicht?

DG – Es geht um die Frage, ob es noch möglich ist, das zu machen, was man machen will. Es gibt eine Vielzahl an Dingen, die uns interessieren. Und es gibt eine Qualität von Arbeit und eine gewisse Lebensqualität auf Arbeit bezogen. Ganz platt – der Spaßfaktor. Der kommt nämlich aus der Zusammenarbeit, für die wir bei einem großen Büro keine Zeit hätten.

Was ist eurer Meinung nach das Wichtige und die Herausforderung junger Designer?

JM – I think that one really important thing is that you have to think about the tools you’re using and you start creating your own tools. Also we work daily with adobe products it is such a default. We don’t really think about what the influence of Illustrator is on what your design looks like. And I think you should think about software and hardware when you’re creating designs.
D – Ich denke, Grafikdesigner sollten immer von etwas Bestimmten fasziniert sein, auch wenn es absolut nichts mit Grafikdesign selbst zu tun hat. Unsere Beobachtung ist, dass Studenten im Hinblick auf Trends und Tendenzen bestens unterrichtet sind. Täglich sehen sie auf Blogs und Websites neue Ideen oder neue Inspirationen. Wir empfehlen, abseits zu schauen. Irgendwo in der Biologie, Wissenschaft, Raketenkunde. Wenn man eine Neugierde oder ein Interesse hat, dann klappt das auch. Dann kommt man damit auch weiter.

Vielen Dank für das Interview

Das Interview wurde am 30. Mai 2012 geführt. Das Video des Vortragsabends gibts hier: http://www.elbe-studios.de/?VID=171