Interview mit PBLC

Wie würdet ihr euch bzw. euer Designbüro beschreiben?

Daniel Behrens (DB): Konstruktiv, konzeptuell. Wir entwickeln, wenn möglich, Gestaltungslösungen aus dem Inhalt heraus.
Thomas Ackermann (TA): Das ist uns ganz wichtig. Wir versuchen, den Inhalt und den Kontext der Aufgabe zu verstehen und reflektieren unsere Gedanken in der Gestaltung. Wir sind zudem „Raster-Nerds“ und organisieren und sortieren gerne.
DB: Tabellen machen…
Doro Sthamer (DS): …Informationen abbilden…
DB: …mit Informationen umgehen und strukturieren.

Wie schwer war es, die Selbstdarstellung für euer Büro zu entwerfen?

DB: Die Namensfindung hat sehr lange gedauert.
DS: Wir haben schon eine Weile gebraucht, bis wir zu einem Ergebnis gekommen sind. Die Schrift gab es schon, da Daniel die Schriftgestaltung schon fertig hatte und wir uns entschieden hatten, diese als unsere Hausschrift zu nehmen. Die anderen Produkte, Briefbögen, Visitenkarten, Website, Neujahrskarten etc. kamen nach und nach. Das haben wir neben bestehenden Jobs entwickelt und es musste oft geschoben werden weil die Auftragsarbeiten Vorrang hatten.
TA: Ungefähr ein halbes Jahr haben wir uns immer regelmäßig zu einem Diskutierabend getroffen, um herauszufinden, was für ein Bild sich ergibt, wenn wir unsere Portfolios zusammenzulegen.

Welche Voraussetzungen braucht man eurer Meinung, um sich als Grafikdesigner selbstständig zu machen?

DS: Einen starken Willen, den Wunsch – und die Entschiedenheit, eigenverantwortlich arbeiten zu wollen.
DB: Man muss sich darüber bewusst sein, dass man ständig sehr aktiv sein muss. Es fließt sehr viel Zeit in die Arbeit, und man macht mehr als nur Gestalten. Die Gestaltung ist eigentlich ein relativ kleiner Teil der Selbstständigkeit – maximal 50 Prozent, ich würde eher sagen weniger. Sehr viel Zeit geht in Kommunikation und Organisation.
DS: Man ist ja für mehr als nur für den Entwurf verantwortlich, auch für das ganze Drumherum.
TA: Das muss man auch ein bisschen aushalten, oder aushalten wollen. Man nimmt das auch mal abends mit ins Bett. Und es kann schon schlaflose Nächte produzieren. Man kann die Arbeit nicht einfach im Büro lassen, sondern ist immer eingespannt. Mit der eigenen Person steht man für alles gerade – vom Entwurf bis zu den Finanzen.

Gibt es einen Trend, den ihr nicht mitgemacht bzw. bewusst nicht mitgemacht habt? – Wenn ja, welchen?

DB: Wir sind so fernab von jeglichen Trends. (lacht) Das kennen wir überhaupt nicht, was bedeutet denn das Wort eigentlich, Trend?!
TA: Ich glaube, wir waren auch noch nie trendy, oder? Irgendwie finden uns die Leute nicht „hipp“. Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.
DS: Also wir haben auf jeden Fall nicht bewusst irgendwelche Trends verfolgt.
DB: Aber wir nehmen bestimmte Entwicklungen ja auch wahr und versuchen sie zu reflektieren und uns dazu zu verhalten.

Wie ist die Arbeit bei euch aufgeteilt? / Habt ihr eure Arbeit aufgeteilt?

DS: Je nach Projekt entscheiden wir, wie viele Leute dafür gebraucht werden und wer die Organisation und Kommunikation übernimmt.
TA: Und einer im Büro kümmert sich um die Finanzen und die ganzen Sachen, die an den Steuerberater müssen. Diese Aufgabe tauschen wir aber durch.

Was bedeutet Design für euch?

DB: Gestaltung der eigenen Umwelt. Kultur.
DS: Die Welt verbessern. (lacht) Probleme lösen, im besten Falle. Strukturen finden, die etwas verbessern können.
DB: Abläufe verbessern, Sachen vereinfachen, aber auch schöner machen – das klingt immer so blöd, aber natürlich geht‘s einfach um Ästhetik.

Hattet ihr schon früh Vorstellungen eures Berufes?

TA: Ja.
DS: Ja.
DB: Nein, ich hatte nicht direkt Vorstellungen davon. Ich bin auch der einzige, der kein Praktikum gemacht hat und direkt nach dem Studium selbstständig geworden ist. Ein wenig fehlte mir vielleicht das Modell. Ich wusste gar nicht genau, wie das funktionieren soll. Am Ende des Studiums habe ich dann gemerkt, dass für mich gerade nichts anderes in Frage kommt.

Ratet Ihr Studierenden, sich gleich nach dem Studium selbstständig zu machen?

Alle: Es kommt drauf an…
TA: Wenn man sich vorstellen kann, dass das funktionieren wird, ja! Man braucht natürlich auch etwas zu tun. Ein paar Kontakte sollte man schon haben. Es wird immer eine Herausforderung sein, davon zu leben.
DB: Man darf nicht daran zweifeln! Wenn man merkt, dass man nicht weiß, ob es richtig ist und ob man es schafft, sollte man es lassen. Man muss sich darauf einstellen, dass es auch ein stückweit anstrengend ist, damit genügend Geld zu verdienen. Man muss auch aktiv sein, Leute ansprechen und kontaktfreudig sein.

Wer oder was inspiriert euch? – Habt ihr Vorbilder?

DB: So viele Sachen inspirieren uns, beispielsweise Bäume, Häuser – Autos aber nicht – Stadt. Gelegentlich Grafikdesign. Aber auch Texte. Man kann sich gar nicht davor verschließen, man nimmt es ja einfach auf. Wer wären Leute, die uns inspirieren?
TA: Wahrscheinlich am ehesten die 1950er bis 1970er Jahre. Stilistisch jedoch die alten Schweizer. Ich weiß nicht, ob man das dann Vorbilder nennen kann, aber die haben wir uns auf jeden Fall früher angeguckt.
DB: … Konstruktivismus…
TA: … Funktionalismus.

Mit wem würdet ihr gerne einmal zusammenarbeiten? Von welchem Projekt träumt Ihr?

DB: Es gibt auf jeden Fall ein paar Sachen, die wir ganz gerne machen würden und die wir uns gut vorstellen können. Aber wir können jetzt nicht sagen was, das ist geheim, das würde uns selbst zu sehr unter Druck setzen.
TA: Und weil wir auch gar keine Ahnung haben, wie wir da rankommen sollen. Das müssen wir uns erst noch überlegen. Wenn wir das wissen, dann versuchen wir es!

Wie geht ihr mit negativem Kundenfeedback um?

DS: Was ist negatives Feedback – also ein Feedback, das auf ein Problem hinweist, das würde ich nicht als negativ betrachten, sondern als einen berechtigten Hinweis – dann muss man dafür eine Lösung finden. Negatives Feedback wäre, wenn ein Kunde sagt…
DB: „Das gefällt mir aber gar nicht!“
DS: „Das ist alles total blöd und doof!“
DB: „Meine Frau hat auch gesagt, die Farbe würde nicht passen!“
DS: Genau! (lacht) Aber so was passiert ja nicht. Wenn Kritik kommt oder darauf hingewiesen wird, dass etwas nicht funktioniert, dann ist das konstruktiv.
DB: Mit der Zeit wird man auch entspannter. Ich meine, so alte Hasen sind wir jetzt nicht… Aber man lernt auch schlüssige Argumente zu akzeptieren und nicht persönlich zu nehmen, sondern auf die Arbeit zu beziehen. Wir betrachten ja auch unsere eigene Arbeit kritisch und üben gegenseitig Kritik.
TA: Stimmt. Bevor wir zum Kunden gehen, haben wir uns gegenseitig so scharf kritisiert, dass uns Kritik vom Kunden nichts mehr ausmacht.

Wie viele Schritte liegen zwischen ersten Ideen und dem Endprodukt?

DS: Das ist sehr unterschiedlich.
TA: Manche Sachen sind in drei Tagen fertig. Viele unserer Lieblingsarbeiten haben genau einen Tag gedauert. Es gibt aber auch Projekte, die ein bis drei Jahre gedauert haben.
DB: Durch die intensive Beschäftigung damit und durch das Feedback gewinnt es an Qualität. Dafür ist ganz gut, eine Arbeit kurz liegen zu lassen und Abstand zu bekommen.

Wie viel Freiheit und Vertrauen geben euch eure Kunden?

DB: (lacht) 100 Prozent!
TA: Schon sehr viel, habe ich das Gefühl.
DB: Weil sich viel auf persönlicher Ebene abspielt. Es gibt ein Grundvertrauen, wenn man sich auf einer Ebene gut unterhalten kann und den gleichen Humor hat.

Habt ihr manchmal auch „die Schnauze voll“?

DB: Ja! Außer von Interviews, die könnten wir wochenlang geben! Das macht richtig Spaß. (lacht)
TA: Ja, na klar hat man manchmal genug, aber es kommt erstaunlich selten vor – also ich finde, wir haben ziemlich viel Glück, dass uns keiner so wirklich auf die Nerven geht.

Könnt ihr es euch leisten, eigene Projekte zu machen?

TA: Ja. Nicht so viele, wie wir uns ursprünglich vorgenommen haben, aber es passiert trotzdem noch.

Warum habt ihr als Standort Hamburg gewählt?

DS: Wir haben hier alle gewohnt und studiert – Hamburg hat sich daher angeboten.
DB: Wir hatten hier schon unser Umfeld, ein kleines Netzwerk, und auch das Gefühl, dass Hamburg eine ganz interessante Stadt sei, dass und man hier eine Menge machen könne.

Gibt es Tipps, die ihr uns mit auf den Weg geben könnt?

DS: Am besten nicht kostenlos arbeiten. Der Wert von Design wird sehr häufig ziemlich niedrig eingeschätzt. Man sollte auch schon während des Studiums praktische Erfahrung sammeln. Es ist viel wert, wenn man in Büros mal hinter die Kulissen geschaut hat. Natürlich ist es etwas anderes, ob man ein Studienprojekt gestaltet oder einen Auftrag hat und dabei wirklich zu einem Ergebnis kommen muss, das dann unter bestimmten Bedingungen funktionieren muss.
TA: Ich würde das gerne nochmal unterstreichen: sich nicht unter Wert verkaufen! Wie oft hört man:„Willst du das nicht machen? Dir macht das doch Spaß!“ oder „Das ist doch gut für dein Portfolio!“ – Man kann es vielleicht günstiger machen, aber wir schaden uns letztendlich alle dadurch nur selber. Vielleicht von den Dozenten aktiv fordern, dass sie erklären, wie man Angebote schreibt und was die Arbeit Wert ist.

Ein Ausblick in die Zukunft: Wo wollt ihr hin und was können wir erwarten?

TA: Wir werden den Staat übernehmen. (lachen)
DS: Verraten wir nicht!
DB: Es gibt definitiv noch ein paar Sachen, die noch anstehen, worauf wir uns freuen. Es kann also nochmal richtig spannend werden!

Wollt ihr noch etwas sagen?

TA: Ich grüße alle, die mich kennen
DB: Hallo Mami.